Wenige Themen beschäftigen die Menschen unserer Gesellschaft vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen in Europa in den letzten Jahren so sehr wie das Thema Migration und insbesondere Flucht und Vertreibung. Und wenn auch nicht selbst betroffen, so hat doch fast jede*r mittlerweile persönlichen Kontakt zu Menschen mit Fluchterfahrungen.

Wir möchten dieses Thema über die Musik nicht seiner politischen Dimension berauben, sondern es in seiner individuellen Annahme und den persönlichen Bedeutungen darstellen. Das Thema wird in den Chorwerken aus verschiedenen Perspektivenbetrachtet:
Händels Oratorium “Israel in Egypt”bietet eine historisch-biblische Beschreibung der traumatischen Fluchterfahrung des Volkes Israel.
Das Stück “Prière“ist die Vertonung eines Korantextesdes niederländischen Komponisten Ton de Leeuw und thematisiert das Zweifeln und denmöglichen Abfall vom Glauben und von der Hoffnung im Angesicht der Bedrohung und Verfolgung. Schließlich besinnt sich der Text auf das Festhalten daran und auf dieZuversicht.
Im Psalm 114in der Vertonung von Felix Mendelssohn-Bartholdy wird der Dank für die Rettung aus der Sklaverei besungen.

In diesem Konzert geht um Flucht und Versöhnung gestern und heute und überall auf der Welt. Weltweit befinden sich Menschen nach wie vor auf der Flucht, vor Krieg, Naturzerstörung, politischer Verfolgung etc. Auch im Nahen Osten ist seit dem 7. Oktober 2023 die Gewalt erneut eskaliert. Wenn sich nun zwei der ausgewählten Musikstücke inhaltlich auf die historische Fluchterfahrung Israels beziehen, so soll das Konzert trotzdem die Flucht als übernationale und überkulturelle -allgemeinmenschliche-Erfahrungin den Fokus nehmen.